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Wie ist Jesus weiss geworden?

  • andygivel
  • 24. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Juli

Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus von Sahra Vecera


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„Wie ist Jesus weiß geworden?“ fragt Sarah Vecera – und allein der Titel bringt einiges ins Rutschen. Nicht weil die Frage neu wäre, sondern weil man sie sich so nicht stellt. Weil wir – ganz unbewusst, ganz selbstverständlich – mit einem Bild leben, das nicht aus der Bibel kommt, sondern aus europäischer Kunstgeschichte und kolonialer Machtlogik.

Sarah Vecera ist Theologin. Und sie ist nicht weiss. Das allein macht ihre Perspektive kostbar – und unbequem. Denn sie zeigt, wie viel Rassismus sich in unseren Kirchenräumen, Bildern und Köpfen eingenistet hat. Oft nicht böse gemeint. Aber eben trotzdem da.

Vecera erzählt von ihrer Kindheit in der Kirche. Immer wurde ihr freundlich begegnet. Nie offen ausgegrenzt. Und doch war da ständig dieses leise Gefühl: Ich bin anders. Ich bin „die Andere“. Kein Platz für 100 Prozent Dazugehörigkeit. Willkommen, ja. Aber bitte nicht zu auffällig.

Ihr Buch ist keine Anklage, sondern ein Weckruf. Es holt den blinden Fleck in unser Blickfeld: Die Kirche, die von Anfang an für alle gedacht war, ist in vielen ihrer Darstellungen und Strukturen doch sehr „weiss“ geblieben – oft unbewusst, selten hinterfragt.

Wie kommt es, dass wir Jesus mit heller Haut, hellem Gewand und weichem Blick zeigen – obwohl weder die Bibel noch die Geschichte uns ein solches Bild geben? Die Antwort liegt in den römischen Katakomben, den kaiserlichen Herrscherporträts und den Missionsbewegungen Europas. Jesus wurde weiss gemalt, um verständlich, identifizierbar – und herrschaftlich zu sein.

Und so wurde mit der Farbe auch die Deutungshoheit weitergegeben: Mission und Macht, Darstellung und Dominanz gingen Hand in Hand. Jesus wurde zur Projektionsfläche europäischer Ideale – nicht nur in der Kunst, sondern auch auf Kirchenfenstern, Bibeln und in kolonialen Missionsbildern.

Vecera hält uns mit ruhiger Stimme den Spiegel vor. Und wer ehrlich hinschaut, erkennt: Rassismus ist kein Randthema. Auch nicht in der Kirche. Und auch nicht nur bei „den anderen“. Sondern tief verankert – sogar im Bild dessen, der für uns das Ebenbild Gottes ist.

„Wie ist Jesus weiß geworden?“ ist ein Buch, das einen immer wieder auf dem falschen Fuss erwischt, zumindest mich. Und das ist gut so. Denn Glaube hat mit Wahrheit zu tun. Auch mit unbequemer.

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