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Zwei Ohren, ein Mund – und dazwischen das Leben

  • andygivel
  • 20. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
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Hören. Klingt einfach, oder? Schliesslich haben wir zwei Ohren. Standardausstattung. Und doch scheint das Zuhören in der Hochrisikozone der aussterbenden Fähigkeiten zu liegen – irgendwo zwischen Briefe schreiben und stillstehen im Lift. Wir hören Musik. Podcasts. Werbungen. Klingeltöne. Stimmengewirr. Aber hören wir wirklich? Wann haben Sie zuletzt jemandem so zugehört, dass der andere sich verstanden fühlte – ohne dass Sie sofort eine Antwort parat hatten? Wann haben Sie zuletzt ein „Wie geht’s?“ nicht als akustisches Smalltalk-Geräusch empfunden, sondern als Einladung, kurz das Herz zu öffnen?

Hören ist nicht nur Sinnesleistung. Es ist Haltung. Eine Kunst. Und manchmal auch ein Risiko. Denn wer hört, riskiert, berührt zu werden. Nicht alles, was gesagt wird, lässt sich weglächeln. Manches geht unter die Haut. Und vieles zwischen die Zeilen.

„Höre!“ – so beginnt die Regel des heiligen Benedikt. Nicht: „Mach!“ oder „Reparier!“ oder „Erklär!“, sondern: „Höre!“Ein gutes Wort in Zeiten, in denen viele nur noch senden – aber kaum jemand mehr empfangen will. In denen Statements gezählt werden und nicht Stille.

Wer hört, lässt sich ein. Wer hört, unterbricht das eigene Innenprogramm, um einem anderen Raum zu geben. Wer hört, sagt ohne Worte: Du bist es mir wert, dass ich mich gerade auf dich konzentriere.

Vielleicht ist Hören heute das Mutigste, was wir tun können.Ein offenes Ohr haben – nicht nur für das, was laut ist, sondern auch für das, was leise bleibt.Für die Nuancen. Die Zwischentöne. Die Pausen.

Denn da – genau da – spricht oft das Leben.Oder Gott.Oder beides. Diesen Gedanken liegt das Evangelium: Lk 10,38 - 42 zu Grunde. Maria die hin- und zuhört. In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm

und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt?

Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.


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